Zur Silvesternacht in Köln

Im Hinblick auf die Silvesternacht in Köln kann man auf mehreren Ebenen gar nicht so viel fressen, wie man kotzen möchte. Zunächst, weil so was überhaupt passiert ist und man befürchten muss, dass die Täter eher glimpflich davon kommen – soweit sie ermittelt werden können. Dann, weil es die Existenz von Milieus belegt, bei denen keine Bereitschaft zu einem friedlichen, zivilisierten Zusammenleben vorhanden ist. Und schließlich entspricht der Vorfall dermaßen dem Narrativ vom Frauen verachtenden, triebgesteuerten Muslim, dass bestimmte Kreise ihre Begeisterung über diese Steilvorlage nur mit größter Mühe hinter einem Feigenblatt der Entrüstung verbergen können.

Was man dabei aber nicht vergessen sollte: Weder die Hervorbringung solcher Milieus noch die sexuelle Belästigung von Frauen ist ein exklusives Problem von Muslimen bzw. Migranten. Auch deutsche Männer belästigen Frauen, wie zahlreiche Statistiken belegen. Auch Ereignisse wie die Krawallnächte in Heidenau oder die regelmäßigen Ausschreitungen rund um den 1. Mai sind nur möglich, weil bestimmte Milieus nicht zu einem zivilisierten Zusammenleben bereit sind – „deutsche“ Milieus, ob sie sich nun darauf berufen oder nicht. Das macht die Attacken in Köln kein bisschen weniger empörend und bestrafungswürdig. Es zeigt aber, dass sich Deutsche genauso ekelhaft verhalten.

Fazit: Nicht Migranten oder Deutsche begehen Straftaten, sondern Straftäter. Ob die dann Christen oder Muslime sind, ob sie von links, rechts, oben oder unten kommen, ist mir ziemlich wurscht. Mir ist eine schnelle, konsequente und angemessene Reaktion von Polizei und Justiz wichtig. Und ja, das schließt gegebenenfalls auch die Ausweisung von Tätern ein.

Zwei Zitate der vergangenen Tage fand ich in diesem Zusammenhang wertvoll. Das eine stammt aus einem Essay des emeritierten Professors Ulfrid Kleinert, der in der Sächsischen Zeitung auf einen anderen Essay reagiert: „Selbstverständlich sehe ich […] generelle Unterschiede zwischen orientalischen Kulturen und mitteleuropäischen. Und ich sehe auch die Notwendigkeit, Umgangsformen mit- und untereinander kritisch anzufragen und, wo nötig, Grenzen deutlich zu markieren und deren Beachtung einzufordern. Dennoch sehe ich hier einen markanten Dissens zu Ihnen. Denn in dem, was Sie schreiben, lese ich von unserer deutschen Kultur nur Positives und von der Kultur der Flüchtlinge nur Negatives; genau solche Schwarz-Weiß-Darstellung wird zu Recht rassistisch genannt. […] Ihr einseitiges Urteil ist im Blick auf deutsche Kultur leider schamlos und geschichtsvergessen, und im Blick auf die Kultur der Flüchtlinge ignorant zu nennen.“

Das andere ist ein Facebook-Post von Franziska Wende, über die ich weiter nichts weiß – das Zitat wurde von jemand aus meiner Freundesliste geteilt und von mir als bedenkenswert befunden: „Schön, dass Gewalt gegen Frauen mal ernst genommen wird. Nur wo sind all jene, die sich jetzt echauffieren, wenn während des Oktoberfestes Übergriffe zunehmen, wo sind sie, wenn belästigte Frauen sich anhören müssen, dass ihr Rock zu kurz, ihr Ausschnitt zu tief oder der Heimweg ihrer Wahl zu gefährlich sei? Jede (sexualisierte) Gewalt an Frauen verdient einen Aufschrei, aber wer vom sexistischen Normalzustand nicht reden will, soll zu Köln einfach die Fresse halten.“

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