Drei Gedanken zum Scheitern von „Jamaika“

1.) Mit Sicherheit wird das in bestimmten Kreisen wieder als Beweis für „Weimarer Verhältnisse“ gesehen werden, doch davon sind wir auch heute weit entfernt – nicht zuletzt deshalb, weil die ganz große Mehrheit der Bevölkerung und der gesellschaftlichen Eliten (Verwaltung, Justiz, Hochschulen etc.) ein klares Ja zur Demokratie hat. In der Weimarer Republik hatte die Mehrheit das nicht und konnte sich lediglich nicht darauf einigen, welcher Couleur der „starke Mann“ sein sollte.

2.) Die Bundesrepublik hat über Jahrzehnte in der Annahme gelebt, dass am Ende immer was Stabiles rauskommt. Unfähigkeit zur Regierungsbildung, das galt als Problem von Bananenrepubliken. Spätestens jetzt sollten sich alle klar machen, dass Stabilität kein Naturzustand „anständiger“ Länder ist, sondern auf der aktiven Bereitschaft zum gemeinsamen Ringen um die beste Lösung beruht. Und zwar auf allen Ebenen. Falls das Scheitern von Jamaika diesen Effekt hätte, wäre dabei sogar was Gutes rumgekommen.

3.) 2013 wurde der Absturz der Liberalen ganz wesentlich durch das Image mitverursacht, sie würden auch ihre Großmutter verkaufen, um nur an der Macht zu bleiben. Dass die FDP lieber alle Gespräche platzen lässt, als auch nur in den Verdacht zu geraten, wieder dieses Image zu bedienen, ist deshalb keine Überraschung. Sollte die FDP den Verhandlungsabbruch zur Erzeugung eines „Gegenimages“ inszeniert haben, wie jetzt manche vermuten, wäre das in der Tat ein Ärgernis. Trotzdem bliebe es das gute Recht der FDP.

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