Neulich, bei Hempels unterm Sofa

Im Hinblick auf peinliche Enthüllungen spreche ich gerne von der 90/90-Regel: 90% der Leute haben eine Schnittmenge von 90% bezüglich der Dinge, bei denen sie denken „Hoffentlich erfährt nie jemand, dass ich so was mache“. Aktuellstes Beispiel ist der Skandal rund um WikiLeaks. Dass US-Diplomaten Angela „Teflon“ Merkel für unkreativ halten und Guido Westerwelle für überheblich, dürfte auch nicht unfreundlicher sein, als die Kommentare deutscher Diplomaten über George W. Bush.  Darüber hinaus sollte man nicht vergessen, dass derlei Einschätzungen Teil des Jobs von Botschaftsangehörigen sind – schließlich will man als Politiker vor dem Gipfeltreffen wissen, wer einem da so gegenüber sitzt.

Im Übrigen lästern auch Staatsoberhäupter und Regierungschefs selbst gerne mal über die lieben „Kollegen“. Einer meiner Dozenten war vor Antritt seiner Stelle an der Uni im Bundesarchiv in Koblenz tätig. Dort liegen zahlreiche Akten mit einem sogenannten Sperrvermerk, sprich: Die Dokumente dürfen vor Ablauf einer Frist nicht der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden. Laut Doktor N. geht es dabei eher selten um die nationale Sicherheit, aber immer wieder um boshafte Kommentare, die beispielsweise der französische Staatspräsident A in einem Brief an den Bundeskanzler B über den US-Präsidenten C gemacht hat. Genau genommen ist das eigentlich viel interessanter, als es irgendwelche geheimen Bunkeranlagen je sein könnten…

Post a Comment