Philip Yancey: Der unbekannte Jesus

Wie muss es wohl gewesen sein, Jesus in Fleisch und Blut zu begegnen? Diese Frage hat sich wahrscheinlich jeder Christ schon mal gestellt. Oft geben wir uns dabei mit Allgemeinplätzen zufrieden: Klar, er war sympathisch, hat sich für Gerechtigkeit eingesetzt und Zeit mit sozialen Randgruppen verbracht. Außerdem hat er geistlich ein paar eher offensichtliche Dinge zurechtgerückt, an denen sich nur sehr verstockte Leute stoßen konnten. Die haben ihn dann umgebracht. Aber ist es wirklich so einfach? „Niemand wird hingerichtet, weil er rumläuft und den Leuten sagt: Habt einander lieb!“, postuliert der Autor Philip Yancey und begibt sich auf eine Suche nach dem historischen Jesus, soweit man ihn anhand der vorhandenen Quellen beschreiben kann. Und dabei fördert er so manches zu Tage, was selbst nach langjähriger Beschäftigung mit dem Neuen Testament verblüfft.

Dass unser Jesus-Bild oft zu stromlinienförmig ist, beginnt schon bei der Vorstellung seiner äußeren Erscheinung. „Er war weder schön noch stattlich, wir fanden nichts Anziehendes an ihm.“, schreibt der Prophet Jesaja über den kommenden Messias (Jes 53, 2). Was uns dagegen in vielen Bibelfilmen präsentiert wird, ist ein wohlgestalter, in den 50er und 60er Jahren gerne auch mal blonder und blauäugiger Jesus, der eher aus Schweden als aus dem Nahen Osten zu stammen scheint. Können wir uns den Sohn Gottes mit Buckel und windschiefen Zähnen vorstellen?

Durch die Lektüre von Yanceys „Der unbekannte Jesus“ entdeckt der Leser Facetten des Zimmermanns aus Nazareth, die er bislang möglicherweise entweder überlesen hat oder in Ermangelung des allgemeinen Wissens der damaligen Zeit nur schwer deuten konnte – und das ist nicht nur auf einer intellektuellen Ebene interessant, sondern wirkt auch geistlich befruchtend. Fazit: Ein verständlich geschriebenes, absolut lesenswertes Buch!

Philip Yancey: Der unbekannte Jesus; ca. 300 Seiten und für 12,95 € unter anderem hier erhältlich.

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