Auf ein Neues!

Ich habe beschlossen, dieses Blog aus seinem Winterschlaf zu holen, der immerhin schon fast sechs Jahre andauert: Alle Posts von 2014 bis 2017 habe ich zum angegebenen Datum auf Facebook veröffentlicht und dann heute hier noch mal reinkopiert – längere Texte, die mir im Gegensatz zu vielen meiner belanglosen Facebook-Updates immer noch relevant erscheinen (oder einfach zu schade sind, um sie hinter dem Horizont der langen Timeline verschwinden zu lassen).

Dabei ist mir aufgefallen, wie oft sich meine Posts um den Rechtsruck unserer Gesellschaft drehen. Kein Zufall: Dieses Thema bewegt mich sehr, und das nicht, obwohl mir Jesus das Wichtigste ist, sondern deswegen. Nach wie vor gilt, was ich Ende 2014 zum Aufkommen von PEGIDA geschrieben habe: „Vieles, was bei PEGIDA auch und gerade von der Spitze her gesagt und gedacht wird, ist menschenverachtend und erfordert klaren Widerspruch. Das ist für mich als Christ alternativlos.“

Inzwischen ist PEGIDA weitgehend bedeutungslos, was vor allem an der Inkompetenz der Anführer liegt. Die rechten Kräfte sind in unserem Land aber weiter erstarkt und haben in der AfD einen parteipolitischen Ausdruck gefunden. Ich werde also auch weiterhin klar widersprechen, was ein wesentlicher Grund war, den besagten Blog-Winterschlaf zu beenden. Daneben gibt es aber viele andere Dinge, die mich beschäftigen – ich bin und bleibe ein passionierter Klugscheißer mit vielseitigen Interessen, und das wird sich auch in der Themenvielfalt meiner Posts niederschlagen.

In diesem Sinne: Auf ein Neues!

Drei Gedanken zum Scheitern von „Jamaika“

1.) Mit Sicherheit wird das in bestimmten Kreisen wieder als Beweis für „Weimarer Verhältnisse“ gesehen werden, doch davon sind wir auch heute weit entfernt – nicht zuletzt deshalb, weil die ganz große Mehrheit der Bevölkerung und der gesellschaftlichen Eliten (Verwaltung, Justiz, Hochschulen etc.) ein klares Ja zur Demokratie hat. In der Weimarer Republik hatte die Mehrheit das nicht und konnte sich lediglich nicht darauf einigen, welcher Couleur der „starke Mann“ sein sollte. Read the rest

Randnotiz

Wenn ich mir was für unsere Gesellschaft wünschen dürfte:

  1. Dass wir endlich differenzieren zwischen Meinungsfreiheit (die das Grundgesetz garantiert) und dem Schutz vor Kritik und Widerspruch (auf den niemand ein Recht hat)
  2. Dass wir endlich differenzieren zwischen Widerspruch und dem Bepöbeln und Überbrüllen von Andersdenkenden
  3. Dass wir endlich NICHT MEHR differenzieren, ob Leute aus dem „eigenen Lager“ bepöbelt und überbrüllt werden (und dann ist es EIN SKANDAL!!!) oder Leute aus dem „gegnerischen Lager“ (und dann ist das völlig legitim)

Aus aktuellem Anlass – weil gerade manche Leute über den Protest gegen den „Bus der Meinungsfreiheit“ in Rage geraten, die es umgekehrt ganz okay finden, wenn Merkel, Schulz & Co niedergepfiffen und mit Tomaten beschmissen werden.

Stichwort ‚Rechtsstaat‘

Ich bin ja ein bisschen schwer von Begriff, und so gibt es auch rund um das G20-Theater ein paar Sachen, die ich nicht so ganz verstehe – zum Beispiel das etwas merkwürdige Verständnis von Rechtsstaatlichkeit, das sich zur Zeit bei einigen Leuten in ihren Reaktionen auf jedwede Kritik am Polizeieinsatz in Hamburg offenbart. Read the rest

Zitate

„Mensch sein, heißt Verantwortung fühlen: Sich schämen beim Anblick einer Not, auch wenn man offenbar keine Mitschuld an ihr hat; stolz sein über den Erfolg der Kameraden; seinen Stein beitragen im Bewusstsein, mitzuwirken am Bau der Welt.“

Antoine de Saint-Exupéry in ‚Wind, Sand und Sterne‘

Zum Tod von Peter Lustig

(Aus aktuellem Anlass eine Hommage, die ich vor zehn Jahren geschrieben habe, als Peter Lustig in den Fernseh-Ruhestand ging:)

Wer ist eigentlich Fritz Fuchs?!

Es gibt Momente, in denen stirbt ein Stück Kindheit. Das ging mir zum Beispiel so, als ich mit elf Jahren im Zimmer meines älteren Bruders eine leere Bierdose entdecken mußte. Bier – das war das Getränk der Väter, ein Insigne von Würde, Weisheit und Autorität der Menschen, die morgens mit einem Köfferchen in der Hand aufbrachen, um ins ‚Geschäft‘ zu gehen. Das ‚Geschäft‘ war ein mystischer Ort, an dem die wenigen ebenso klugen Männer um ein Feuer saßen und Rat hielten über den Lauf der Welt. Was hätte mir diese schöne Illusion gründlicher rauben können als die Erkenntnis, dass mein Herr Bruder ebenfalls gerne mal ein Schlückchen in Ehren genoss – der Bruder, der behauptete, er könne einen Joystick im Zorn exakt so an die Wand werfen, dass er dabei keinen Schaden davonträgt? Read the rest

Zur Silvesternacht in Köln

Im Hinblick auf die Silvesternacht in Köln kann man auf mehreren Ebenen gar nicht so viel fressen, wie man kotzen möchte. Zunächst, weil so was überhaupt passiert ist und man befürchten muss, dass die Täter eher glimpflich davon kommen – soweit sie ermittelt werden können. Dann, weil es die Existenz von Milieus belegt, bei denen keine Bereitschaft zu einem friedlichen, zivilisierten Zusammenleben vorhanden ist. Und schließlich entspricht der Vorfall dermaßen dem Narrativ vom Frauen verachtenden, triebgesteuerten Muslim, dass bestimmte Kreise ihre Begeisterung über diese Steilvorlage nur mit größter Mühe hinter einem Feigenblatt der Entrüstung verbergen können. Read the rest

Randnotiz

Es gibt Menschen, die auf der einen Seite die Abschaffung des Asylrechts fordern, „Merkel ist nicht meine Kanzlerin!“ rufen und Verständnis oder gar Zustimmung äußern, wenn geplante Asylunterkünfte angezündet und Journalisten auf Pegida-Demos verprügelt werden. Auf der anderen Seite wollen sie hier keine Asylsuchenden haben, weil die unser Grundgesetz und unser demokratisches System nicht anerkennen und weil Schlägereien in den Unterkünften beweisen, dass sie unsere Werte nicht teilen.

Klingt komisch, ist aber so.

„Hier gibt’s auch normale Leute…“

2000 stellte sich mir eine Kommilitonin mit den Worten vor: „Ich bin aus Hoyerswerda – da kommen auch normale Leute her.“ Die dortigen Ausschreitungen gegen Migranten waren neun Jahre her, aber für viele Leute war (und ist) die Stadt in der Oberlausitz immer noch ein Synonym für Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus. Heute ist der Großraum Dresden auf dem besten Weg, ebenfalls so ein Synonym zu werden – er wäre es längst, wenn Dresden im Gegensatz zu Hoyerswerda nicht ein bundesweites „Gegen-Image“ als Kunst- und Kulturstadt hätte. Read the rest

PEGIDA – Es wurde alles gesagt, aber noch nicht von jedem

Nun also noch mein Senf – nicht zuletzt auch durch Leute in meinem Bekanntenkreis motiviert, die PEGIDA durchaus positiv gegenüber stehen.

Um es gleich zu sagen: Ich glaube nicht, dass alle PEGIDA-Sympathisanten rechtsextrem oder gar Neonazis sind. Mit dieser Unterstellung macht man es sich zu einfach. Umgekehrt sind die Kritiker von PEGIDA & Co aber auch nicht alle verblendete Gutmenschen, die den „System-Medien“ auf den Leim gegangen und deshalb sowieso ahnungslos sind. Oder Links- und Öko-Faschisten. Wer also auf diesem Niveau diskutieren will, möge das woanders tun, ich habe dafür weder Zeit noch Lust (und werde auch nicht auf entsprechende Kommentare eingehen bzw. diese ggf. löschen). Read the rest